Der 1 November. Neuer Monat, neues Glück. Welt-Vegan Tag. Ein mögliches Thema, aber nicht unseres. Riesige Tragetaschen mit einem Namen. Den Kiddies und Teenies in aller Munde. Eine Tüte voll Irrsinn treibt die Runde. Am besten beidhändig – so habe ich es gestern erleben müssen.Dazu noch in einem Labyrinth ohne Entkommen. Wo ist hier der Frischluft-oder Notausgang bitte?
Als wären die Kleider umsonst. Oder auch per Kilo zu bezahlen. Was fehlt sind riesige Klamotten- Waagen! Wozu braucht man eigentlich 5 Gänge mit den immer-gleich-aussehenden Ohrringen, beziehungsweise 3 Gänge mit den sich immer wiederholenden Mützen und Schals?
In England ist die Primark-Tüte schon längst zum Symbol für die Wegwerf-Mode geworden. Bei uns ist sie der Grund, warum sich Pärchen im Mittelgang streiten und neidische Blicke auf Strafen hinterhergeworfen werden. Für mich steht die Primark-Tüte seit dem gestrigen Tag für Respekt : Mensch, Du warst drin & bist heile wieder hinaus gekommen!
Wer bin ich schon, darüber urteilen zu können, was trendy ist?Aber ich kann beurteilen, wie ich mich als Mann dort gefühlt habe: scheiße! Zum Glück sah es die Freundin ähnlich – der Besuch, oder sagen wir das „hinein-wagen“ dauerte nur 5 Minuten.Bodycheck hier, Fußtritt da, Unwohlsein, Enge, Luftnot, Verwirrtheit und gleichzeitige Orientierungslosigkeit. Dazu Teenies im Fieber. Auf der Jagd- nach dem immer gleichen Zeugs. Nein Junge Dame- ich wollte Dir die Kette nicht wegnehmen. Schau doch – hier sind noch 300 der gleichen Bauweise. Nachdenken ist nicht – schwupps ist sie aus der Hand gerissen. Schauen wollte man doch nur; weiter-geschoben wird man. Gemütlicher Shopping-Trip ist doch von gestern; hier wird man direkt ins Kriegsgebiet hinein- „gesogen!“
Warum tut man sich das eigentlich an fragte ich mich anschließend.Es hat gereicht, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Auf 4830 Quadratmetern und drei Etagen ist Primark der sogenannte „Ankermieter“ – das mit Abstand größte Geschäft im neuen ECE-Shooping Center der „Thier-Galerie“ in Dortmund. Tag und Nacht wird hier wohl gearbeitet um die Regale immer wieder aufzufüllen für das wütende Teenie-Volk. Ich habe Respekt vor den Verkäuferinnen und dem Kassenpersonal diese vor allem psychische Meisterleistung zu vollbringen – haben die Teenies dies auch? Meistens nicht. Sehen konnte ich die Verkäufer leider nicht bei dem Getummel, um mir ein Bild von deren Zustand machen zu können.
Es ist übrigens Laden Nummer vier nach Frankfurt am Main, Bremen und Gelsenkirchen. Moderne-Discounter wie Kik und andere wird jenes Unternehmen wohl das fürchten lehren. Besonders große Ladenlokale in bester Citylage sind von Primark bevorzugt.
Das 1969 in Irland gegründete Unternehmen hatte sich in Deutschland lange zurück gehalten. Deutsche Konsumenten kannten die Billigmode höchstens aus dem London-Urlaub. Jetzt wagen sich die Iren immer weiter auf den fremden Markt vor. In Essen geht Primark in eine ehemalige „C&A“-Filiale gegenüber dem Dom, daneben hat Primark noch vier ehemalige Häuser der durch eine Insolvenz geschrumpften Kette SinnLeffers übernommen. Auch andere Textil-Discounter und Ketten wie Adler, NKD, Zara, H&M oder Woolworth werden Primark bisweilen wohl mit Argwohn-Augen beobachten.
Aber warum kauft man nun dort und unter solchen Bedingungen?
Ausreden, um die eigenen Konsumbedürfnisse zu verteidigen, gibt es wie Sand am Meer wenn ein Hype einmal da ist. So wie manche Fleischesser jeden Vegetarier- sei es auch nur durch seine bloße Existenz- einen Vorwurf machen. Man ist halt sehr empfindsam. Konsum bedeutet für viele, sich etwas Gutes zu tun. Das ach so gekränkte Ego zu „streicheln.“ Sich zu entschädigen für die Schlechtigkeit der Welt, für eigenes Versagen, fürs sich-ungeliebt- und unzulänglich-fühlen, für Zurückweisung oder noch viel mehr. Oder auch ganz simpel nur aus einer“Laune“ heraus- „Markenwillen“halt – jene beiden letzten Argumente werden wohl alle geben- um ja nicht aufzufallen mit Ihren Unzulänglichkeiten. Fakt ist : Bei Primark jedenfalls können sich viele eine Pretty-Woman-Fantasie erfüllen, ohne Richard Geres Kreditkarte zu besitzen. Vielleicht ist es ja auch gerade Papas Kreditkarte, die gerade fürs Massen-Shopping verwendet wird. Teenies neigen ja zu Extremen.
Ich jedenfalls sage Respekt, dass dies so in die Teenie- Köpfe hineinprojeziiert werden konnte. Sie lernen gut und schnell. Auch lernen sie zu „leiden.“ Danke an die Werbung und danke an das alte Ehepaar, welches wir im Vorfeld nach dem Weg zur Thier-Galerie und Primark fragten. Erste Reaktion : Oh Gott, das wollen Sie sich antun? … wir hätten auf die hören sollen.
Wir wünschen Euch einen schönen – Shopping-Wahn-freien 1 November.
Euer Team vom Freizeitcafe
Vielen dank für die Informationen. Leider locken die niedrigen Preise jeden an.
Gruß Anna