Habt Ihr Euch eigentlich manchmal auch schon gefragt, warum Menschen gewissen „Körperschmuck“ wie einen Tunnel tragen? Körperschmuck an sich gilt – oft immer wieder neuen Trends folgend – als „Schönheitsideal.“ Der Wandel der Zeit wandelt auch das Körperempfinden und den Schmuck. Er ist weder an Kulturen, noch an Kontinente gebunden. Laut neuesten Statistiken – die ich sehr interessant finde – tragen in Deutschland stolze 6,8% ein Piercing (das sind rechnerisch sogar und immerhin stolze 5,5 Millionen) – und noch mehr(!), nämlich 8,5 % (6,98 Millionen Deutsche) ein Tattoo. Der restliche Körperschmuck liegt irgendwo in % dazwischen.
Jüngere Menschen /die Zielgruppe der 15- 25 jährigen (Frauen mit 41%) und Männer mit 27% tendieren am meisten dorthin. Sind Sie -weil sie „jung“ sind „beeinflussbarer“ für Tattoo, Piercing, künstliche Nägel oder Flesh-Tunnel? Sieht ganz danach aus! Aber nun zum neuesten Trend:
Tunnel & Plugs – Was ist das eigentlich?
„Fleshtunnel“ – zu deutsch kurioserweise „Fleischtunnel“ halten das Piercing in der gedehnten Größe und bilden somit einen offenen Kanal. Die Größen variieren je nach Hersteller oft in ganzen mm Schritten. Meist werden Fleischtunnel im Ohrläppchen getragen, da es sich zum Dehnen besonders gut eignet. Plugs hingegen- zu deutsch „Pflock“ sind runde, scheiben- bzw. zylinderförmige Objekte, die an den Seiten einen größeren Durchmesser besitzen als in der Mitte und die Piercingöffnung vollständig ausfüllen. Das Tragen von Plugs ist in der Regel erst nach dem Weiten des Piercings möglich.
Blicken wir mal – in Bezugnahmne auf die neuesten Trends- hinter die Geschichte und die Psyche der Träger…
Die Tunnel und Ohr Plugs Erfinder sind bereits im antiken Ägypten ausfindig gemacht worden. Ursprünglich wurden Plugs nämlich dort wie auch jetzt von beiden Geschlechtern in den Ohrläppchen getragen. Auch und sogar die Inka trugen Plugs aus Gold oder Silber. Jene dienten immer wieder als Statussymbole (spanischer Name für die Inka lautete „orejones“ – überseztzt: „große Ohren.“) 🙂 Oder siehe auch hier:
Auch heute noch sind traditionelle Plugs bei vielen „indigenen Völkern“ verbreitet:
- Die Miao und Hmong in Südostasien tragen Plugs aus Elfenbein
- bei den Akha in Vietnam sind Plugs aus Silber bei der weiblichen Bevölkerung verbreitet.
In unserem westlichen Kulturkreis etablierten sich Plugs erst Mitte der 1990er Jahre als Schmuckform für geweitete Piercings.
Und die Psyche? Tattoos und Piercings mit Ihrer langen Geschichte waren zumeist (früher) ein Ritual beim „Erwachsen-werden“, ein Zeichen von Stärke und Macht und oft auch Mut (man erinnere sich an die flüchtigen Urlaubstattoos) . Oftmals zeigten sie aber auch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder sollten „böse Geister“ abwehren. Der Schönheit dienten sie zunächst erst in zweiter Reihe. Es zählte mehr- wie bei den Plugs und Tunneln auch – die symbolische Kraft dahinter.
Das hat sich bis heute etwas gewandelt. Ich kenne viele Menschen, die mit Stolz Ihre Geschichten in Form eines Tattoos am Körper tragen. Sei es denn ein Tier, ein Mensch, ein Symbol- was auch immer. Oder Sie tragen voller Stolz und Wohlgefallen (oft zum Unverständnis anderer) einen Flesh-Tunnel als Botschaft für die eigene Lebenshaltung/Einstellung. Jedem das seine. Oftmals anerkannt und kaum noch ungewöhnlich. Ein Fortschritt unserer Zeit im Bezug auf die Freiheitsliebe.
Man zeigt sein Tatoo und seinen Körperschmuck generell ganz offen & sehr gerne auf Instagram und Co.
Warum aber dehnen sich Menschen die Ohrlöcher? Und gibt es dazu Anleitungen? Zu beidem: Ja!
Nachdem man mit normalen Piercings (das Hoch in den 80ern) und dem mittlerweile verhassten „Arschgeweih“-Tattoo (in den 90ern) und gewöhnlichen Bodmods kaum noch aufregen kann, geht nun der Trend zum organischen: Gedehnte Ohrlöcher (und zwar die grossen!) sind ein Accessoire, das sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ein Statussymbol für Individualität, eine neu- entdeckte Kunst ohne Grenzen und noch viel mehr ist damit geschaffen worden.
Stretch me if you can lautet die Devise. Jedoch sollte nicht zu schnell gedehnt werden. Das Ohr soll vor jedem weiteren Dehnungs-Schritt immer gänzlich abgeheilt sein. Tipps und Tricks der Profianbieter helfen dabei, Komplikationen zu vermeiden. Sucht man sich dann noch das richtige Material in Form von Stahl-, Titan-, Acryl-, Silikon-, Holz-, oder Horn aus für seinen Tunnel aus, steht der persönlichen Freude darum rein nichts mehr im Wege.
Kurzum – mein Fazit:
Künstler machen es vor. Und Buddha hatte auch schon einen Tunnel. Bodymods erregen kaum noch Aufregung. Sie sind sozusagen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Schocken muss und kann man immer noch – auch nach Jahrhunderten. Oder einfach nur Fan von etwas besonderem sein wie dem Flesch Tunnel. Auch einigem Irrglauben diesbezüglich kann mittlerweile vorgebeugt werden. Denn die Technik macht es möglich, dass man für Bewerbungsgespräch und/oder Anstellung seine Tunnel beispielsweise „gesellschaftsfähig“ kaschieren kann.
„Guten Personalchefs geht es im Grunde nur darum, dass man einen guten Willen zeigt, ohne sich selbst zu verleugnen. In der Freizeit kann man dann gerne klassische Flesh Tunnel tragen und im Büro eben die entsprechenden Hider Plugs. Das macht nicht den Menschen an sich aus.“
Es lebe die Individualtität des einzelnen – dabei aber immer in Acht auf die eigene Gesundheit! Viel Spaß mit diesem neuen Trend!