Wir kennen das alle: Private Bilderparaden auf Facebook. Die einen heiraten, wieder andere bekommen Kinder- ganz andere, so er-scheint es, sind Welten- bummler geworden. Sie haben durch gute Jobs irrsinnig viel Kohle & haben deshalb (gefühlt) im Jahr 5x Urlaub.
Zeigen müssen sie das für Ihr Selbstwertgefühl.
Zu viel veröffentlichte Privatheit und Selbstdarstellung aber erzeugt Neid bei Menschen, denen es vermeintlich nicht so gut geht. Bei jenen bleiben solche „Glücksbilder“ immer nur „Kopfkino“ – niemals in die Realität transportierbare Wünsche. Jenes tut vielen weh. Das war schon immer so.
Facebook ist hierfür die richtige „Bühne.“ Ein gutes Beispiel ist auch der Geschäftsmann Kim Schmitz mit seinem „Mega“-Unternehmen. Sein selbst- darstellerischer, konsumgeiler „Übermensch“-Epos eckt an- verkauft sich aber gleichzeitig gut (was wohl sein eigentliches Ziel ist). Kommen wir aber wieder zurück zum normalen, nicht-wirtschaftlich-denkenden Facebook-User.
Glücklich sein & sein Glück für sich behalten – ist das nicht die clevere Variante? Dazu gibt es neue Facebook-Studien!
Nun denn, Facebook hat es bei vielen Menschen geschafft, sich unvollkommen zu fühlen- wenn Sie „Ihr Glück“ nicht (!) auf einer Pinnwand-geteilt an alle- gepostet haben.Verwachsen mit dem Smartphone jede noch so kleine Nonsens-Lebenssituation an andere preiszugeben, macht sie glücklich. Klingt zunächst merkwürdig für diejenigen, die mit dem Medium Facebook nicht viel Umgang haben; ist aber tatsächlich so- wie sogar Hirnmessungen von Wissenschaftlern zeigen:
Die ständigen rot-blinkenden Statusmeldungen, zahlreiche Likes & das erhaschen von Aufmerksamkeit dort verpasst vielen Gehirnen einen tüchtigen Serotonin-Glückscocktail-Stoß: „Ich bin Wer!“
Man wird beachtet, wertgeschätzt & bekommt Feedback. Im richtigen Offline-Leben/ der Realität ist dies zu oft nicht der Fall! Und ja, man kann wirklich süchtig danach werden wie schon einige gute Reportagen im TV zeigten. Und das alles ist im Grunde genommen maßlos traurig: Wenn man in der Realität sein Leben nicht in den Griff bekommt wird die virtuelle Welt von Facebook Flucht- und Angelplatz für „schöne Gefühle.“ Denn da gibt es sie noch. Im echten Leben leider Mangelware. Und es soll uns doch verdammt nochmal gut-gehen. Wenn nicht real, dann wenigstens in der Virtualität!
Gratulation an Facebook- Ihr habt die Gehirnwäsche (bei den meisten) tatsächlich erreicht!
Traurig aber wahr. Psychologisch anerzogen. Freiwillig und ohne nachzudenken einem amerikanischen Giganten alle seine Daten, Informationen, Wege, Freundschaften, Beziehungen, familiäre Hintergründe & Fotos zuspielen: Fast schon Normalität! Und nicht nur dem Riesen wird das alles zugespielt- sondern vor allem auch den Menschen, die Eure Lebenssituation überhaupt nicht mitbekommen wollen. Ich meine hiermit die Postings an Freunde, die dies wiederrum laut Ihrer Einstellungen an Ihre Freunde weitergeben.
Genau dies muss man sich einmal selbst vor Augen führen- damit man es besser versteht:
Du teilst Deine Info zumeist nicht nur an Deine Freunde, sondern auch an deren Kreise, die diese Information wiederrum teilen, weitergeben, oder auch nur kurz überfliegen. So kann die Info zum schönen Traumurlaub in der Karibik bei Direkt-Freund X sehr gut ankommen- bei Freund von Freund Y aber ganz und garnicht.
Laut neuesten Studien erzeugt die passive Nutzung Neidgefühle & vermindert die eigene Lebensqualität! Das ist doch mal eine Hausnummer, oder? Es liegen nämlich neue Untersuchungen von Wissenschaftlern der Humboldt-Universität zu Berlin & der TU Darmstadt an 600 Menschen dazu vor:
An erster Stelle der Neidobjekte in Deutschland sind laut dieser Studie die Themen „Reise“ und „Freizeit.“ Gepostete Urlaubs-und Party/Ausflugsfotos erzeugen also in vielen auf Facebook „Minderwertigkeits-Gefühle“ & vor allem „Neid.“
Ist ja auch kein Wunder: Sind andere ständig mit 15-20 netten, gutaussehenden Menschen auf Partyfotos zu sehen mit richtiger „Clique“- ist derjenige, der zur Zeit mit 1-2 Freunden „herumkrebst“ manchmal aus seiner Sichtweise hinten-angestellt. Jene/r strebt nun auch- mit dem „Bild der anderen“ im Kopf gleichsam nach mehr Farbenpracht und Freunden/Freundinnen in seinem/Ihrem Leben & wird, wenn dem nicht so ist- oder dies nicht wirklich erreicht wird, schnell unglücklich. Zuweilen auch so depressiv, dass er/sie überhaupt nicht mehr am echten Leben teilnimmt!
Nur damit Ihr nicht durchdreht daheim: Das alles -auch auf Facebook- ist doch oft nur Show! Die meisten Menschen haben im gesamten Leben nur 5 echte, wahre Freunde! 😉
„Angesichts der weltweiten Nutzung von Facebook und der Tatsache, dass Neid eine universelle Emotion ist, sind sehr viele Menschen von diesen Auswirkungen betroffen“
(erklärt Co-Autorin Helena Wenninger von der TU Darmstadt).
Die komplette Studie und die Pressemitteilung dazu könnt Ihr hier nachlesen; die Ergebnisse daraus werden ebenso auf der 11. Internationalen Tagung Wirtschaftsinformatik präsentiert, die vom 27. Februar bis zum 1. März 2013 in Leipzig stattfindet. Weiterhin will man auch weiterführend die Auswirkungen auf verschiedene Kulturen zu diesem „Neid-Phänomen-Facebook“ untersuchen. Interessante Sache!
Was wir vom Freizeitcafe dazu sagen:
Lebt lieber offline! Zeigt und postet nicht alles aus Eurem Leben und denkt immer daran, dass es oft den/die falschen Addressaten treffen könnte- auch wenn die Information/das Foto etc. nicht böse gemeint war. Auf Facebook werden ohnehin meist immer nur Bruchstücke von dem aufgenommmen, was man eigentlich aussagen wollte- und dann kann eine simple Info über Euch schnell mal zum Shitstorm geraten.Zudem denkt einmal nach, warum Ihr gerade diese Info jetzt nicht privat an Eure Freunde offline via Telefon oder Besuch teilen wollt- sondern so schnell und einfach online. Persönlich und real ist immer schöner.
Lasst privates also lieber bei Euch bzw. erlernt dem Umgang mit diesem Medium und gebt diese Erfahrung an Eure Kinder weiter. Das Netz vergisst nämlich nicht & was geht einen Giganten wie Facebook überhaupt Euer Leben an?
Einen schönen Freitag & einen tollen Start ins Wochenende wünscht Euch das Freizeitcafe!
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