Schlendert man durch die Straßen Bochums und trifft auf einen Obdachlosen, heisst es zuweilen öfters mal: Willst Du die neue Bodo kaufen? Antwort zumeist „Nein danke“…die Menschen gehen weiter. Bodo ist ein seit fast 18 Jahren erscheinendes Straßenmagazin für Dortmund und Bochum. Das Magazin gilt als „Stimme der Obdachlosen“, die aber zu oft nicht erhört wird- wie hier im Beispiel. Schade eigentlich- denn die Intention dahinter, den Menschen durch eine Beschäftigung wieder etwas „teilnehmen“ zu lassen am Leben, ist eigentlich sehr gut…
Nun tun sich für Obdachlose- geht es nach einer Marketingfirma aus den USA- neue „Geschäftsfelder“ auf. Ich staunte nicht schlecht. Nein es ist kein verfrühter Aprilscherz! Obdachlose als wandelnde Hotspots!
Ums Schicksal wird sich hier nicht geschert. Das was „Homeless Hot Spots“ ausmacht, ist folgendes:
Du streifst Dir ein T-Shirt über – Hinz, Bodo, Walter…Deinen Namen sieht und kennt vor allem jetzt jeder. Nicht nur das: Aufschrift „Ich bin ein Hot Spot“ & eine Telefonnummer prangt ebenfalls an Dir. Dein Gebiet ist abgesteckt, in dem Du Dich bewegen darfst. Natürlich sieht man Dich schön mit Foto auch in den Google-Kartendaten. Entdeckt man Dich auf der Strasse oder im Netz, kann ein interessierter Surfer eine sms schicken. Für 2 Dollar gibt es dann eine 1/4 Stunde Internetzugang.So far…
Der Mensch als „Hardware“ für Technikanbieter ist somit geboren. Die Reaktionen hierüber schwanken von bodenloser Empörung bis hin zum „genialen Einfall.“
Wir sagen: Dann doch lieber Bodo…denn hier scheint es mir doch eher wahrscheinlich, dass die Menschen dahinter auch zu Wort kommen & nicht nur „Technik-Träger“ für Großkonzerne sind- die sie irgendwann (vielleicht) einmal dafür auszahlen…
Was denkt Ihr darüber? Ausnutzung? Ausbeutung? Waghalsig? Oder tüchtiges, ideenreiches & neues Geschäftsmodell für beide Seiten? Lasst es uns wissen…
Quelle: Spiegel Netzwelt
Vielen Dank für das Voting „pro bodo“.
Wir sehen das naturgemäß auch so. Bei den sozialen Straßenzeitungen geht es eben um viel mehr als um großherzig zur Verfügung gestelle Ressourcen für eine Nischenökonomie.
Die sozialen Straßenzeitungen verbinden den Zuverdienst für den randständigen Menschen mit Beratungs-, Versorgungs- und wie in unserem Fall mit weitergehenden Beschäftigungsangeboten.
Wir sind Lobbyorganisation und journalistischer Akteur (http://www.bodoev.de/service/magazin) und stehen für „unsere Leute“ anders ein, als eine Marketingagentur das kann und möchte.
Nichtsdestotrotz sind wir auch nicht bereit, die Hotspot-Idee gleich reflexhaft zu verteufeln. Menschen zu ermöglichen, marktfähige Produkte anzubieten, erscheint uns würdevoller als das „mildtätige“ Abwerfen von Geld auf „Bettler“, die man mit Ordnungsstrafen zum Sitzen zwingt.
Wir favorisieren den Austausch auf Augenhöhe.
Weil wir an das Konzept Straßenmagazin glauben, haben wir auch ein Modell für das digitale Zeitalter, und zwar ein anderes als den wandelnden Hotspot. Unsere internationalen Partner setzen gerade die Digital Streetpaper um, mit dem Verkauf über QR-Codes. Vielleicht gibt es uns bald auch auf Visitenkarte: http://www.bodoev.de/bodo-aktuell/item/insp-offers-alternative-to-homeless-hotspots
Bastian Pütter (bodo Redaktion)
Vielen Dank Herr Pütter. Interessante Idee mit Ihrem „Digital Streetpaper“- auch Bodo muss natürlich mit der Zeit gehen und vor allem weiterleben. Gerne können wir bei Zeiten einmal darüber berichten. mfg