Männer und Männlichkeit im Jahre 2015. Hier und da lese ich Studien, dass sich Männer wieder „an sich selbst orientieren“ sollen um endlich wieder „männlich“ zu wirken. Die Werbung mit „weinenden Männern“, „sich küssende Männerfreunde“ und Co. würde uns „zu weiblich“ machen.
Heisst das im Umkehrschluss Akkuschrauber, Bohrer, Lochzange und Wagenheber sind „sexier“ als „herzlich für Freunde kochen“, die „Spülbürste schwingen“ & „den Abwasch machen/Müll rausbringen?“ – Eindeutig Ja!
….weil laut Forschern ein „zu viel“ im Haushalt helfen/machen/zu viel „weibliches machen“ – ein Indiz für die meisten Frauen ist, den Kerl als zu „unmämmlich“, „zu weich“ & damit als“unattraktiver“ an-zu-sehen.
Fakt ist: Demnach soll viel viel weniger Sex heraus springen!
… auf der anderen Seite solle man sich aber auch nicht komplett aus dem Haushalt verabschieden- weil dies wiederrum zu Beziehungsreibereien führen könnte…
Na was denn nun?
Ganz andere wieder wollen bis 2017 neue Studien/gar Bachelorkurse gründen, um dem Mann seine „verlorene Männlichkeit“ wieder-zu-spiegeln & wieder nahezubringen…
Meine Meinung dazu: Verrückte Welt! Wir sollten nicht warten bis man uns „spiegelt“ & uns sagen muss, wie wir wieder sein müssen. Wir sollten „sein wie wir sind!“
„Wir Männer müssen authentischer sein, wir dürfen uns den Mund nicht verbieten lassen. Ehrlichkeit ist wichtig, sonst sind wir Männer ohne Eier!“
Verloren fühlen kann man sich bei all dieser geballten Kompetenz und wissenschaftlichen Gender-Forscher-Ansichten wirklich: Viele Köche verderben den Brei!
Wo es vor einigen Jahren noch totchick war, dass ein Mann kochen konnte – ist es heute in Zeiten von Kochshows & Co; wo rein gefühlt jeder Mann kocht & ein „Bärlauch-Pesto“ zaubern kann- ein kochender Mann KEINE Besonderheit mehr! Man geht in der Masse unter.
Heute sollte man eine gesunde, vitale, interlektuelle Mischung aus tätsächlich Millionen-inhabendem-Bachelor, Macho, Brain, Visionär, heißblütigem Handwerker, sanften Barak Obama, Actionheld, romantischer Märchenfigur und Unendlich-Versteher sein….jetzt mal ehrlich: WIE VIELE Männer kennt Ihr, die all das innehaben?!
Frauen er- warten das ALLES – oder sie bleiben allein. Ohne Wenn und Aber. Auch in der Kinder-Erziehung…
Frauen diskutierten ausführlich darüber, wie sich Privatleben und Arbeit/Kind vereinen ließen. Von Männern hört man da kaum etwas – sie trauen sich oftmals nicht den Wünschen der Frau zu widersprechen. Nehmen wir beispielsweise den Wunsch eines Mannes nach einer halsbrecherischen Action/Motorradtour etc.
Zunächst einmal kommt MIR da in den Sinn: Das machen doch auch Frauen! Und wenn „Frau“ dann NEIN sagen würde zu der Tour, entpuppen sich dann viele Männer als Waschlappen & scheuen den Konflikt: Man verkneift sich seinen Wunsch, weil man ein „GUTER MANN“ sein will. GUT wird man nur- indem man Anerkennung der Frau bekommt.
Statt selbstbewusst aufzutreten, arrangierten sich die Männer also mit den neuen Weiblichkeitsidealen – so sagen es die Forscher!
Männer von 2015 – auch gerade bezugnehmend auf die Frage „Wann ist der Mann ein Mann?“ – haben oft immer mehr das Gefühl, dass sich keine Freiräume – oder gar richtig männliches- für sie auftut. Teilnehmer von diversen Männlichkeits-Wunsch-Studien berichteten demnach, dass sie „klamm-heimlich“ Wagen/Traktoren kurzschlossen- um mal wieder so richtig brachial über ein Feld zu „donnern. “
Warum eigentlich heimlich? – Aus Respekt und aus dem Wunschdenken der Frau gesteuert heraus.
Man will keinen Ärger mit dem anderen- jetzt emanzipierten (auch-) Chefetagen-Geschlecht (beruflich on the job – wie auch privat im Haushalt bei der Frage „Wo soll die Couch stehen Schatz?“)
Was den Männern fehle, seien die Vorbilder, an denen sie sich orientieren könnten (so die Experten). Mir fällt im übrigen gerade auch kein „männliches Vorbild“ ein, welcher in allen Bereichen: Beziehung; Job; Kinder, Beruf für mich das Non-Plus-Ultimo wäre!
Anders als Frauen: Jene tauschen sich intensiv darüber aus und beraten sich immer wieder einander, wie man denn die „neuen Rollenmodelle unter einen Hut kriegen“ könne. Sie finden oftmals Vorbilder, wo alles liefe und wollen das auch erreichen.
Männer hingegen sind da anders gestrickt: Sie versuchen es ausnahmslos immer wieder auf die einsame Tour. Sie sprechen nicht darüber, sondern suchen nur für sich selbst eine Lösung!
Männerwünsche also öffentlich machen? Bloß nicht! Das würde ja nur als Quatsch (vor allem „in den Augen der Frau“) wahrgenommen.
Aber ist dies wirklich so einfach wenn man sich selbst die männlichen Wünsche immer wieder verneint oder diese aufdiktiert bekommt von weiblicher Seite? Nämlich nicht! Der Mann von 2015 will auch wieder ernst genommen werden:
A) Männer müssen selbstbewusster mit den Frauen darum „ringen“ (bildhaft gesprochen), wie sie ihr Feld abstecken wollen.
B) Männer müssen an bestimmten Stellen im Leben sagen: Hier will ich meinen eigenen Stil – meinen Freiraum haben! Und diesen dann auch dürfen und durchführen- nicht nur heimlich hintenrum!
Ein Beispiel aus dem Praktischen Leben: Kleiderwahl/Anziehen von Kindern:
Pärchen liegen oft im Clinch, wenn es ums „Kinderanziehen“ geht. Farbkombinationen von Männern bringen Frauen oft zur Weißglut. Sie fühlen sich in „Ihren Terrain“ sprichwörtlich auf den „weiblichen Schlips“ getreten.
Beidseitiger Lösungvorschlag von Experten: ER kauf Klamotten/zieht diese den Kindern an- wenn ER seinen „Zuständigkeitstag“ hat. Nur so bekommt man überhaupt den Fuß zum Terrain der Frau hinein.
Fakt ist: Wer Konfliktsituationen scheut nur um des Friedens- Willen wird schnell unzufrieden & hat im Laufe der Zeit nix mehr in seiner Beziehung zu melden!
Man muss als „Mann von Welt“ aber noch viel mehr innehaben, um zu glänzen…
Hier eine kleine Liste, was noch so vom Mann 2015 laut Studien abverlangt wird:
- Souveranität und Gelassenheit in allen Belangen des Lebens verkörpern
- das Gegenteil von Wut und Aggression versinn-bildlichen,
- Die innere Haltung zeigen wie „da, wo ich jetzt bin, will ich sein – ich bin dahin gegangen, nicht gegangen worden“
- Er sollte Selbstverantwortung für sich übernehmen, d.h. sich um seine Gesundheit kümmern,
- immer für Kind und Frau da sein – Beschützerrollen sind sehr oft noch gewünscht und gewollt, auch in Zeiten der Emanzipation und Gleichberechtigung (es steckt also doch immernoch ein wenig steinzeitliches „Höhlendenken“ in uns allen)
- Quellen von Unzufriedenheit schnell beseitigen können für sich und seine Partnerin
- Aufopfernder Vater und ständiger Versteher sein
- 24 Stunden Ohr, Herz und Hirn geöffnet haben
- Er soll „Einsehen“ zeigen und kein verkörpertes Dauer-Drama mit Opferhaltung sein
- möglichst viel Geld nach Hause bringen (Warum bist Du noch kein Millionär?-Erwartung)
- Selbstwirksamkeit zeigen: Was ich tu, will ich auch!
- weinen, wenn es was zu weinen gibt
- – und andererseits auch keine Heulsuse sein (weil es ja schließlich noch viel größeres Leid im Leben „anderer“ gibt)
- Aufrichtig sein, ehrlich sein, zu seiner Meinung stehen
- sich nicht durchmogeln, andere nicht betrügen um einen Vorteil zu erlangen.
Eines gilt hier übrigens auch gerade in Partnerschaft und Sexualität:
Wenn ER keine Frau findet, die seine Vorstellungen mit ihm leben will, erschleicht sich das ein „echter Mann“ nicht durch vorgaukeln falscher Tatsachen – sondern er sucht sich schön offen & ehrlich beispielsweise eine Begleitung in Köln & sagt das seiner Frau.
Die Vorteile liegen auf der Hand (und nicht immer nur im Bett):
Ganz oft wollen die Herren nämlich auch „reden“ mit dieser Person. Über ihren Job, ihre Kollegen (die oftmals an ihrem Stuhl sägen), gierige Geschäftspartner und und und.
Aber am meisten – und das mag jetzt wohl wirklich überraschen, reden sie über die Frauen, die sie haben.
…über deren Lustlosigkeit im Bett, über ihre schlechte Laune und Unzufriedenheit, die so mancher von ihnen als zuweilen „undankbar“ empfindet. Ganz nach dem Motto: Auch nicht nur körperliche Seelentröster gesucht.
Jene Frauen hören gut zu & können dem Mann das Gefühl geben, dass man ganz Ohr ist bei allem, was er sagt. Grundvoraussetzung für diesen Beruf- Quasselstrippen werden nur einmal gebucht. Und danach nie wieder. Auch ein Faktum, welches man ins heutige Rollenbild des Mannes umbedingt mit-einfliessen lassen sollte, um IHN besser zu verstehen!
„Besser-verstanden“ ist er dann auch zu Hause besser drauf. Auch das KANN ein Weg für viele Paare sein (man glaubt es kaum) & ist es oft zuweilen auch.
Es ist wie es ist sagt die Liebe- meine abschließende Meinung nach allem Schubladendenken, Studien, Erwartungen und Co.:
Ein Mann der nicht in der Lage ist selbst (s)einen Haushalt zu schmeißen bleibt trotzdem ein Muttersöhnchen, da kann er auf Macho machen wie er will. Ein Mann kann niemals jeden Mann-Typen verkörpern. Abstriche muss Mann wie Frau immer machen – aber man kann das beste dabei GEMEINSAM herausholen.
Verabschiedet Euch vom Perfektionismus und reinem Wunschdenken. Schafft Euch als Mann wie auch Frau gleichsam Freiräume. Schafft Euch beide Oasen, wo Ihr Frau/Frau und Mann/Mann sein könnt. Jedem geht es nach so einem Erlebnis besser. Losziehen lassen und vertrauen. Dem anderen Spaß und Abwechslung gönnen hat schon immer eine Beziehung bereichert. Grenzen sind natürlich auch hierbei ganz individuell zu ziehen.
Seid darüber hinaus aber auch mal dankbar wen Ihr da an Eurer Seite habt & genießt vor allem auch die Momente, in denen Ihr unterschiedlich seid. Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit und schönen Mittwoch-Abend.