“Wann drückst Du auf den Auslöser? – Antwort: Manchmal garnicht. Wenn mir ein Moment gefällt, ich meine mir persönlich – dann will ich nicht dass mich die Kamera ablenkt. Dann will ich einfach nur darin verweilen. So wie gerade, hier und jetzt.”
Jene Worte wie auch mein Titel stammen aus “Das erstaunliche Leben das Walter Mitty.” Einem neuen Kinofilm. Worte, die mir im Kopf hängen blieben. Da sitzt jemand und wartet auf den einen Moment “seinen” Schneeleopard aufzunehmen, welcher noch nie zuvor fotografiert worden war. Stundenlang verharrend auf einem Berg. Und was tut der Fotograf, als jener Schneeleopard direkt vor der Linse auftaucht & das Foto seines Lebens möglich wäre?
Er kehrt inne, betrachtet die Natur, den Leopard und dessen Schönheit- und gerade und nur das macht ihn ganz erhaben und zufrieden. Vielleicht auch mit dem Gedankengang und der Tatsache, dass der Leo sonst womöglich gejagt und lieber in einen Zoo gesteckt werden würde von profitgierigen Geldgeiern, weil es ihn tatsächlich gibt. Aber da denke ich soeben etwas zu weit. Ich muss mich bremsen…
Wir alle haben doch immer nachhaltige Momente in unserem Leben- Dinge, die wir nicht abbilden können.
Das sind die Dinge, die uns tief im inneren eine besondere, einzigartige Freude bereite(te)n. Worin andere (k)einen Einblick haben.
Bei der wir gerade mal nicht an WhatsApp, das nächste Twitter-Bombardement oder das nächste Facebook-Posting denken & jenes unserer privatesten Dinge vorziehen – sondern nur den einen Moment. Der Moment der bleibt, ganz ohne andere. Mit ganz viel Ruhe, Muße und Leidenschaft darin. Wo man seinen eigenen Atem beispielsweise spürt & weiss, dass man am Leben ist. Es sind oft nur die kleinen Dinge, die wesentlich sind, denn…
Die wirklich schönen Dinge fragen nicht nach Aufmerksamkeit
Man muss sie nicht vor anderer Augen oder in sozialen Medien zelebrieren. Sie bleiben für einen selbst. Das kann ein winziger Moment sein, in dem alles an einem vorbeihuscht – ein heller, ein dunkler, ein wunderschöner, ein trauriger Moment. Der Moment für einen selbst. Ohne Selbstinszenierung, sondern nur das eigene “Sein” und “Er-leben.” Das kann ein Tränenmeer, strahlende Augen, der letzte oder erste Kuss, ein Abschied, ein Wink oder ein herzliches Lächeln sein.
Für viele, die dort draußen in virtueller Einsamkeit gefangen sind wünsche ich mir genau solche Erlebnisse
Dass sie auch mal den Stecker rausziehen können und raus gehen. Das Leben, die Freunde, die Familie und/oder wichtige Personen darin mehr wertschätzen. Für sie da zu sein, sich zu kümmern. Etwas echtes und greifbares zurückzubekommen. Dass sie sie selber sein können und nicht “nur” das aufgetakelte, oberflächliche Modepüppchen, die dicke, die dünne, die wirre & eigentlich nicht angesagte Person -welche sich immer wieder für die Werbewelt da draußen verändern muss. Auch das Blogger z.Bsp. die Dinge schreiben, die sie wirklich wollen und nicht diejenigen, die Ihnen vordiktiert werden.
Dass sie sich nicht NSA, Datenkraken und Co. ausgeliefert fühlen und deshalb ganz starr verharren & immer nur monieren- sondern dass sie positiv damit umgehen, dagegen an-gehen, umdenken, es wieder anders und privater ohne diesen künstlichen WhatsApp/Social Media Druck wagen, machen und Ihre eigene, private Freiheit wieder zelebrieren…
Weiss Gott ich liebe das digitale Zeitalter mit all dem….ABER ich kann auch ohne
Auch kann ich den Gedankengang von Sascha Lobo hier aus der FAZ durchaus nachvollziehen & dass er sich als Blogger und Mensch Digital gekränkt fühlt. Aber sein Ansatz dass das Internet kaputt ist (uns sogar kaputt machen will in seinen Strukturen mit Speicherung, Ansammlung & Ausspähung von Daten fürs zukünftige Kaufverhalten), ist nichts (!) gegen die positive & die eigentliche Idee des Internets:
Die Idee der digitalen Vernetzung, der Demokratie, der Bewahrung des geistigen Eigentums & der eigenen, privaten Freiheit gleichzeitig. Das darf sich gegenseitig nicht aus-schließen. Ist beides zu wertvoll.
Mut zu einem neuen Internet. Aber auch Mut dazu, einfach privat leben zu können & den privaten Moment für sich voll auszukosten.
Virtuell Erdbeeren zu gießen ist nämlich nicht so schön, wie wenn man es real tut. Ein reales Lob für eine Leistung ist viel schöner als eine virtuelle. Wenn sich ein Mensch vor sich selbst nicht verstecken muss ist er schöner. Wirkt er schöner. Dann strahlt er mehr aus. Etwas von innen- was man nicht beschreiben kann & was man einfach nicht beschreiben muss. Man weiss es einfach- für diesen einen Moment ist alles ganz deutlich und klar. Ganz ohne Streaming und Meinung anderer. Die können dann nämlich gerne mal vor der privaten Haustür bleiben…
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit und Euch allen den einen, wunderschönen und ganz privaten Moment Eures Lebens ohne Kameras, ohne Selbstbildnis, ohne Social Media, ohne Twitter, ohne Instagram, ohne Google+, WhatsApp und was weiss ich sonst noch alles. Die wirklich schönen Dinge fragen nicht nach Aufmerksamkeit.
2 thoughts on “Schöne Dinge fragen nicht nach Aufmerksamkeit”
Hallo Christian,
“Die Gedanken wollen oft…” ist ein toller Spruch, den ich bisher noch nicht kannte. Allein dafür hat sich das Lesen des Artikel schon gelohnt 🙂
Ich stimme dir zu: Das Internet ist schön und nützlich, aber man darf darüber das wirkliche Leben nicht vergessen.
Viele Grüße
Ann-Bettina
Da spricht mir jemand aus der Seele